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Junger Ukrainer aus Kiew trainiert nach Flucht beim Olympiasieger

Boxstunde f. Dimitri

Für Sport benötigt man keine Sprache und deshalb war der Besuch von Dimitri Popavov im Boxgym von Torsten und Rüdiger May - trotz fehlender Deutschkenntnisse - ein außergewöhnliches Erlebnis für den jungen Ukrainer aus Kiew, der erst vor wenigen Wochen in Deutschland Zuflucht gefunden hat. Der elfjährige Dimitri trainierte bis zum Ausbruch des Krieges regelmäßig Boxen, das zu seiner liebsten Freizeitbeschäftigung zählt und ihn begeistert. Aber der Reihe nach.

Bedingt durch die grauenvollen und kriegerischen Auseinandersetzungen in seinem Heimatland musste Dimitri Popanov zusammen mit seiner Mutter und Schwester die Ukraine verlassen. Gerade noch rechtzeitig, bevor Kiew vollständig unter russischen Beschuss geraten war. Das Leben in der ukrainischen Metropole zu diesem Zeitpunkt - lebensgefährlich.

Glücklicherweise hatte Dimitris Mutter über frühere berufliche Kontakte nach Deutschland die Möglichkeit, privat bei einer deutschen Familie in Sankt Augustin unterzukommen. Die ersten Tage in Deutschland waren zunächst mit der Bewältigung deutscher Meldeauflagen und weiterer bürokratischer Anforderungen verbunden, um die Organisation des alltäglichen Lebens in der Fremde sicherzustellen. Mithilfe des außergewöhnlichen Engagements seiner gastgebenden Familie war diese Herausforderungen aber schnell bewältigt, so dass der Blick sich jetzt langsam auf andere Dinge richten konnte. Dass das Boxen zu Dimitris Hobbies schlechthin zählt, hatte er in seiner Gastfamilie erwähnt. Nur: Wie sollte man jetzt einen Wiedereinstieg in das Training in Deutschland bewerkstelligen – zumal noch ohne Kontakte zum Boxen?

Der Kontakt zum TV Hangelar mit der konkreten Nachfrage nach der Möglichkeit eines Boxtrainings ergab dann eine überraschende schnelle erste Lösung. Obwohl sich der Turnverein nicht unbedingt das Boxen auf die Fahnen seines Sportangebots geschrieben hat, fand sich mit Jan Kok ein ausgebildeter Trainer in den Reihen der Übungsleiter, der über das notwendige Know-how im Boxen verfügt. Kok, der sich zusammen mit den Verantwortlichen des TV Hangelar der Sache annahm, organisierte zunächst die notwendige Ausrüstung, denn Mundschutz, Springseil und Boxhandschuhe musste Dimitri bei der chaotischen Flucht zurücklassen. Dank der schnellen und großzügigen Unterstützung des TV Hangelars, der sich nicht nur für Dimitris Schicksal einsetzt, sondern auch sein gesamtes Angebot den Verfolgten und Geflüchteten anderer Länder geöffnet hat, ist dieses Problem schnell gelöst worden.
Zur Zeit ist Dimitri in einer Jungensportgruppe, die er wöchentlich besucht, gut aufgehoben.

Zu Gast beim Olympiasieger und Weltmeister

Die Betreuung von Dimitri durch den TV Hangelar ermöglichte in den folgenden Tagen eine ganz besondere Begegnung, die für den jungen Ukrainer wohl unvergessen bleibt.
Durch die freundschaftliche Verbindung von Kok zu Torsten May, dem ehemaligen Profiboxer und Olympiasieger von Barcelona, konnte Dimitri ein Training beim ehemaligen Weltklasse-Athleten vermittelt werden.
„Nach all den brutalen, verstörenden und traumatischen Erlebnissen der Flucht und des Krieges ist es für Dimitri vielleicht eine kleine Ablenkung im Alltäglichen.", meint Kok. „Vielleicht hilft es ihm, diese Ereignisse für einen Moment zu vergessen.", so der Trainer weiter.
Die professionelle und unkomplizierte Einstellung von Torsten und Rüdiger May haben dann auch sichtlich zu diesem spannenden Erlebnis beigetragen.
So fiel die innere Anspannung während des weiteren Trainings immer weiter von Dimitri ab und die Bewegungen von Schlägen gegen die Schlagpolster oder den großen Boxsack wurden zunehmend flüssiger.
„Dass Dimitri schon einiges an Erfahrung im Boxen mitbringt, sieht man ganz deutlich", bestätigte auch Torsten May. So führten die ehemaligen Profiboxer Torsten und Rüdiger May ihren ukrainischen Gast durch das eineinhalbstündige Training des am Fühlinger Sees gelegenen Trainingscenters.
Am Ende gab es dann noch eine besondere Überraschung, die sich die beiden Brüder für Dimitri ausgedacht hatten: Sie überreichten dem Nachwuchsboxer Boxhandschuhe, handsigniert mit ihrem bekannten Namenszug. Für Boxer Dimitri ging nach den traumatischen Erfahrungen der letzten Wochen ein außergewöhnlicher Tag zu Ende. Eine Wiederholung nicht ausgeschlossen.